«Breitensport ist unsere Ambition»

Fünf Fragen an Geschäftsleiter Joe Luthiger

Portrait Joe Luthinger

Der NNBS-Geschäftsleiter Joe Luthiger spricht im Interview über den Erfolg des SNBS, weshalb er Leuchttürme nicht mag und über Zielkonflikte.
  1. Joe Luthiger, fast wöchentlich kann in Fachmedien über neue SNBS-Projekte gelesen werden. Täuscht der Eindruck oder läuft es bei SNBS aktuell sehr gut?
    Es läuft in der Tat sehr gut, ich bin auch positiv überrascht über die regemässige Erwähnung von SNBS. In der Zwischenzeit ist es ja eine Familie von vier Standards SNBS. Neben dem bekannten SNBS-Hochbau steht seit 2023 SNBS-Areal und seit 2020 SNBS-Infrastruktur zur Verfügung. SNBS-Bestand und Betrieb, das jüngste Produkt ist aktuell in einer Pilotphase und wird in der zweiten Jahreshälfte 2025 finalisiert und der breiten Anwendung zur Verfügung stehen. Die Zahlen für die Zertifizierung zeigen seit einiger Zeit nach oben, was mich freut.
  2. Gibt es ein Projekt, das Sie ganz speziell auf dem Radar haben? Ein sogenanntes Leuchtturm-Projekt?
    Nein, ich mag keine Leuchttürme (lacht). Wir wollen das nachhaltige Bauen in der Breite der ganzen Schweizer Baulandschaft etablieren. Wir wollen etwas auslösen, die Schweiz in die Transformation schicken. Mit Leuchttürmen kann dies nicht erreicht werden. Breitensport ist unsere Ambition.
  3. Kritische Stimmen sagen: Bei SNBS könnten einige Bereiche vernachlässigt werden, wenn sie sich stärker auf andere Bereiche konzentrieren …
    Nachhaltig bauen ist per se eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Aspekten und eine Auseinandersetzung mit den Zielkonflikten. Denn diese ergibt es bei einem System wie dem SNBS. Ich hätte bisher aber nicht das Gefühl, das ganze Bereiche vernachlässigt werden könnten. Es hat einen internen Mechanismus im SNBS, der die Anzahl ungenügender Noten limitiert, oder bei gewissen Kriterien auch eine Minimalnote fordert. 
  4. SNBS-Hochbau kann seit 2016 zertifiziert werden. Nächstes Jahr ist demnach ein Jubiläum. Wenn Sie die Vision von damals und die Ist-Situation gegenüberstellen. Sind Sie aktuell da, wo es die Verantwortlichen damals erhofft hatten?
    Das Jubiläum war mir gar nicht präsent, Danke für den Hinweis. Die ersten Jahre waren etwas harzig, was sich aber mit der Zeit verbessert hat. Heute darf man sagen, der SNBS ist in der Hochbau- aber auch der Immobilienbranche angekommen und wird gefordert. Für mich ein Zeichen, wir sind in der Wachstumsphase. Neben dem Wachstum und der Akzeptanz hat sich die Lernkurve in der Branche wie erwartet entwickelt.
  5. Wo liegt der Fokus in den nächsten 5 bis 10 Jahren bei SNBS?
    Der Blick in die Glaskugel in 10 Jahren; wir wollen in die Planungs-, Bau- und Betriebsprozesse von Bauprojekten und Immobilien integriert sein. Allenfalls nimmt der Gesetzgeber einige der Kriterien in seine Gesetzgebungen auf, so wäre unsere Mission erfüllt.

    Bis wir so weit sind, bis nachhaltiges Planen, Bauen und Betreiben zur Normalität wird, arbeiten wir daran mit SNBS die Taktgeber zu sein. SNBS soll der Massstab sein und bleiben für enkeltaugliches Bauen. Wir werden weiterhin dem Markt genau zuhören, um die Balance zwischen Anforderung und Machbaren zu halten. SNBS soll erreichbar sein und trotzdem fordern. Den Entwicklungs- und Bausektoren stehen gute Instrumente zur Verfügung. Ein für mich wichtiger Aspekt; wir werden auch in Zukunft zusammen mit unserem Netzwerk, den Experten und den Anwendern an den SNBS arbeiten, diskutieren und ihnen den Feinschliff geben. Die Transformation des Gebäudebestandes und dessen Betrieb ist die Aufgabe, worauf wir unseren Fokus legen, wo wir die Schweiz voranbringen wollen. Auch der Infrastrukturbereich hat Luft nach oben. Wir helfen die Schweizer Ziele im Umwelt- und Nachhaltigkeitsbereich zu erreichen.